Zahlreiche Bürger besorgt über geplante Windkraftanlagen im Buchwald
Acht Stunden Staubsaugen oder 50 Kilometer E-Auto-Fahren könnte eine Umdrehung einer der geplanten Windkraftanlagen im Wilferdinger Buchwald ermöglichen – alle drei Windräder zusammen die Stromversorgung von 18.000 Haushalten im Jahr, wie Projektleiter Matthias Pfister vom Energieunternehmen JUWI beim Forum Energiedialog in der Remchinger Kulturhalle verdeutlichte. Wirklich überzeugen konnte das am Donnerstag die wenigsten der rund 400 Anwesenden, drei Viertel davon aus Wilferdingen und Singen, aber auch einige aus den ebenso betroffenen Orten Mutschelbach und Kleinsteinbach.
Sie alle hatten im Zuge des von der Gemeinde Remchingen angebotenen zusätzlichen Informationsforums die Möglichkeit, mit den Projektbeteiligten, genehmigenden Behörden, Fachexperten und der Initiative „Buchwald frei von Windkraft“ intensiv ins Gespräch zu kommen. Wie berichtet hatte der Regionalverband Nordschwarzwald das rund 300 Hektar große Waldstück als Vorranggebiet in seinen Teilregionalplan aufgenommen. Dieser soll im Herbst 2025 beschlossen werden – dann sei eine weitere Beteiligung der Träger öffentlicher Belange sowie der Öffentlichkeit geplant, erklärte Sascha Klein vom Regionalverband auf Nachfrage. Doch für eine Verhinderung braucht es hieb- und stichfeste Gründe: Wie mehrfach berichtet, befindet sich die Fläche im Staatswald, wodurch Remchingen kein direktes Mitspracherecht hat, wie Bürgermeisterin Julia Wieland (parteilos) im Gespräch mit den Moderatoren Alina Miescher und Dr. Christoph Ewen vom Forum Energiedialog unterstrich. Anders als im Ranntal, wo die EnBW zusammen mit Teilen der Kämpfelbacher Gemarkung einen Windpark plant und der Gemeinderat bereits einen Bürgerentscheid auf den Weg gebracht hat.
„Wir alle brauchen Strom – aber wir sind der Meinung, dass es geeignetere Standorte gibt, die weniger auf Unmut stoßen als der im Buchwald“, erklärte Wieland und bekam Applaus. Während der Mutschelbacher Ortsvorsteher Michael Wenz (Freie Wähler) die zusätzlich zur Autobahn befürchtete Lärmbelästigung, aber auch Schattenwurf und Mikroplastikabrieb ins Spiel brachte, führte die Kleinsteinbacher Ortsbeauftragte Barbara Schaier (CDU) auf dem Podium die Waldrodungen – pro Anlage werden auf Dauer anderthalb Hektar sowie eine mindestens fünf Meter breite Zuwegung benötigt – an und hätte sich im Vorfeld mehr Informationen gewünscht.
Entscheidend ist das Genehmigungsverfahren, für das das Landratsamt Enzkreis zuständig ist, sobald die JUWI den Antrag einreicht. „Die für viele unangenehme Sache ist, dass es eine gebundene Entscheidung ist“, erklärte Elisa Weintraub von der Stabsstelle für Recht und Vergabe, „Wenn die Prüfung am Ende ergibt, dass alle Voraussetzungen rechtlich erfüllt sind, müssen wir die Genehmigung erteilen.“ Im Fokus steht dabei besonders der Grundwasserschutz im Einzugsgebiet der Breitwiesenquellen, um den sich beim Bau der drei Meter tiefen Fundamente mit 25 Metern Durchmesser viele sorgen. Eine Anlage läge in einer faktischen, aber momentan nicht ausgewiesenen Schutzzone. Wäre sie ausgewiesen, hätte der Regionalverband die dortige dritte Anlage nicht vorgesehen, solange es noch andere Flächen gibt, erklärte Klein auf Nachfrage.
Der Hydrogeologie-Professor Martin Sauter hatte sich ebenso wie ein erstes Gutachten der JUWI mit der Situation vor Ort beschäftigt – mit dem Ergebnis, dass das komplexe Karstsystem keine oberflächliche Bewertung zulässt und eingehend untersucht werden muss, um Klarheit zu bekommen. Es gebe technische Möglichkeiten, Risiken zu minimieren. Als Wissenschaftler hielt sich Sauter neutral, lies sich aber nach mehrfachen Rückfragen eine Einschätzung entlocken: „Ich würde schauen, ob für das Windrad im Schutzgebiet ein anderer Standort gefunden werden kann.“
Der Bau der 261 Meter hohen Anlagen mit Zufahrt über die A8 und Stupferich und einem Netzanschluss bei Kleinsteinbach könnte 2028 beginnen, die Inbetriebnahme 2029. Von Infraschall-Erkrankungen bis zur Brandgefahr reichten die am Mikrofon und an den Ständen angesprochenen Bedenken der Bürger. „Es ist ohne Zweifel, dass Konflikte bestehen“, erklärte JUWI-Projektleiter Pfister auf die Frage, welche Chancen er erhoffe, „Aber diese bestehen auch an vielen anderen Standorten – und ein Großteil der Kriterien ist hier schon erfüllt.“
jza
Bemerkungen :
Hoffentlich kommen alle Windräder durch. Darauf muss man ja leider in unsere 1-Welt-Gesellschaft mit weit her geholten Problemen hoffen.
Energiewende geht uns alle an!!!