Voraussichtliche Mehrkosten für Hallenbadsanierung werfen Fragen auf

Die Kuh ist vom Eis, die Kröte geschluckt und der Remchinger Gemeinderat wieder beschlussfähig: Ohne weitere Kommentare stimmte der Rat am Donnerstagabend mit elf Ja-Stimmen (CDU sowie Teile von FWV und SPD) bei acht Enthaltungen dafür, dass im Fall des nicht angetretenen Bürgerliste-Kandidaten Lorenz Praefcke ein wichtiger Hinderungsgrund vorliegt. Wie mehrfach berichtete hatte der Rat den Antrag des 85-Jährigen Allgemeinmediziners im Juli und August zweimal abgelehnt und aufgrund unterschiedlicher Rechtsauffassungen die September-Sitzung abgebrochen, nachdem Bürgermeisterin Julia Wieland (parteilos) Nachrücker Thomas Merz verpflichtet hatte. Nun hatte Praefcke neben seinem Alter auch eine anhaltende Krankheit schriftlich als Ablehnungsgrund erklärt. „Das Ganze hatte nichts mit der Person Thomas Merz zu tun – wir begrüßen ihn im Namen aller in unserer Mitte und freuen uns auf eine konstruktive Zusammenarbeit“, ergänzte Volker Bräuninger (SPD).

Auf den lediglich zweiminütigen Tagesordnungspunkt, der damit eine Stellungnahme zum Einschreiten der Rechtsaufsichtsbehörde obsolet machte, folgte eine fast vierstündige Sitzung, bei deren 22 Punkten die Räte eine ganz andere Kröte zu schlucken hatten: Die Kosten für die laufende Sanierung der Turn- und Schwimmhalle in Singen werden sich laut fortgeschriebener Kostenberechnung um rund eine Million Euro gegenüber August 2023 erhöhen und damit rechnerisch auf 10,9 Millionen Euro klettern. Die davon abziehbare KfW-Förderung bleibt bei maximal 1,1 Millionen Euro. Die Planer Thomas Biesinger (BAU4 Architekten) und Heiko Kemm (KW2 Ingenieure) erläuterten zusammen mit dem stellvertretenden Bauamtsleiter Benjamin Jöst die Gründe, die sich insbesondere im Verlauf der Planung und weiterer Untersuchungen ergeben hätten.

So können der Hallenboden und die Sportgeräte aus dem Jahr 1968 nicht wie ursprünglich gedacht weitergenutzt werden und das Gebäude müsse ringsherum tiefer aufgegraben werden, da eine Innendämmung aufgrund der Feuchte nicht möglich sei. Hinzu kommen komplexe Anforderungen an die Baukonstruktion, was insbesondere die Installation der neuen Technik im Bestand, aber auch das Verlegen der Lüftung um die Beckenstützen herum betreffe. Das komplette Grundleitungsnetz unter dem Gebäude müsse saniert, die Hubbodentechnik rundum erneuert und die Freianlagen nach den Bauarbeiten neu gerichtet werden. Auch im Bereich der Stromversorgung und automatischer Steuerungen gebe es deutliche Mehrkosten. Große Einsparungen gebe es derweil durch die Wahl einer Wärmepumpe, nachdem bei Probebohrungen für die zunächst angedachte Geothermie keine ausreichende Bohrtiefe erreicht werden konnte.

Klaus Fingerhut (Grüne) kritisierte ebenso wie Martin Gegenheimer (CDU), dass es in Anbetracht solcher Mehrkosten keine Vorlage gegeben habe und fragte: „Sind wir noch immer günstiger als ein Neubau oder haben wir einen kapitalen Bock geschossen?“ Sowohl Biesinger als auch Jöst beteuerten, dass ein Neubau nach wie vor nicht günstiger sei. „Da bin ich weiterhin überzeugt, zumal wir dann völlig andere Standards und Kubaturen hätten erfüllen müssen“, erklärte Jöst. Dass man einen neuen Hub- und Hallenboden brauche, sei ihm von Anfang an klar gewesen, erklärte Martin Rothweiler (FWV). „Habt ihr euch das nicht vorher angeschaut?“, fragte Christian Roser (CDU) „schockiert über die schlechte Vorbereitung“ und beantragte eine Vertagung. „Dagegen, dass wir es uns nicht angeschaut hätten, muss ich mich wehren“, erklärte Jöst mit Verweis auf aufwändige Untersuchungen und die komplexen Anforderungen des Bauens im Altbestand.

Felix Casper (CDU) hielt zugute: „Man kann einfach nicht alles von vorneherein sehen und eine Abweichung von zehn Prozent ist eigentlich nichts.“ Nachdem Wieland darauf verwies, dass eine Ablehnung der fortgeschriebenen Berechnung eine Einstellung des laufenden Bauvorhabens bedeute und auch Volker Bräuninger (SPD) feststellte, dass das Gremium „gar keine andere Wahl“ habe, stimmte das Gremium mit Gegenstimmen von Fingerhut und Roser zu. Daraufhin beschlossen die Räte einstimmig die Vergaben der Dachabdichtung (rund 195.000 Euro), der Gerüstarbeiten (62.000 Euro) und der Rohbauarbeiten (1,8 Millionen Euro). Letztere liegen unter Berücksichtigung angepasster Anforderungen 300.000 Euro über der früheren Berechnung. Dies sei auf die aktuelle schwierige Marktlage für Betoninstandsetzungsarbeiten zurückzuführen.         

jza

In vollem Gang sind die Abbrucharbeiten im Singener Hallenbad und der darüberliegenden Turnhalle. Der stellvertretende Bauamtsleiter Benjamin Jöst informierte den Gemeinderat über Mehrkosten, die sich im Zuge der Planungen und eingehender Untersuchungen ergeben haben. Foto: Zachmann
In vollem Gang sind die Abbrucharbeiten im Singener Hallenbad und der darüberliegenden Turnhalle. Der stellvertretende Bauamtsleiter Benjamin Jöst informierte den Gemeinderat über Mehrkosten, die sich im Zuge der Planungen und eingehender Untersuchungen ergeben haben. Foto: Zachmann
In vollem Gang sind die Abbrucharbeiten in der Singener Turnhalle und dem darunterliegenden Hallenbad. Der stellvertretende Bauamtsleiter Benjamin Jöst informierte den Gemeinderat über Mehrkosten, die sich im Zuge der Planungen und eingehender Untersuchungen ergeben haben. Foto: Zachmann
In vollem Gang sind die Abbrucharbeiten in der Singener Turnhalle und dem darunterliegenden Hallenbad. Der stellvertretende Bauamtsleiter Benjamin Jöst informierte den Gemeinderat über Mehrkosten, die sich im Zuge der Planungen und eingehender Untersuchungen ergeben haben. Foto: Zachmann
zurück

Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

Captcha Code Kann das Bild nicht gelesen werden? Klicken Sie hier, um zu aktualisieren

Captcha ist erforderlich!

Code stimmt nicht überein!

Terms is required!

Please accept

* Diese Felder sind erforderlich.