„Ohne solche Vereine wäre es bei weitem nicht so bunt in der Gemeinde“

„100 Jahre – so alt wird nicht jeder, noch nicht mal jeder Verein“, stellte am Sonntagmorgen der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Wilferdingen Oliver Schmolla auf der Bühne der Remchinger Kulturhalle fest, „Das ist Grund genug, Gott Danke zu sagen für die Früchte, die wir in all den Jahren einfahren konnten!“ Und so tat es der im Jahr 1924 gegründete Verein auch, der sein Jubiläumsfest mit einem Erntedankgottesdienst mit der evangelischen Kirchengemeinde und dem CVJM-Posaunenchor startete.

Im prächtig blühenden Chrysanthemen-Meer – in dem am Vorabend noch der OGV-Kreisverband seinen 100. Geburtstag gefeiert hatte – ermutigte Diakon Patrick Zipse zum Perspektivwechsel. Der Gartendienst könne auch zum Gottesdienst werden: „Schließlich kann ich meine Gurken noch so akkurat säen, düngen und jäten – den Bauplan für ihr Wachstum hat ein anderer angelegt.“ 

Mit jeder Menge Herzblut hatte das Dekoteam um Ursula Mehne und Marco Dittler die Farben und Formen, Düfte und Genüsse des Herbstes ins Kulturhallenfoyer geholt. Im Zentrum der Erntedank-Ausstellung standen über 130 Apfel- und Birnensorten aus dem Enzkreis, die Bernd Hofsäß, ebenso Wilferdinger OGV-Vorsitzender, mit Unterstützung weiterer Fachwarte zusammengetragen hatte.

Dazwischen gab der Verein mit vielfältigen Impressionen und Anekdoten den Tag über Einblicke in die bewegte Geschichte, in der er sich vom zentralen Ziel der Selbstversorgung als Schlüsselrolle in der Weimarer Republik zur vielfältigen Förderung der Gartenkultur und Landschaftspflege entwickelt hat, wie Hofsäß in seiner Festrede unterstrich. „Mit dem Bestandsschutz der Arten und der Kulturlandschaft hat der Verein heute eine noch wichtigere Aufgabe – es wäre bei weitem nicht so bunt, wenn es nicht solche Vereine gäbe“, verdeutlichte Bürgermeisterin Julia Wieland bei ihrer Gratulation, „Aus einem kleinen Samen, den die Mitglieder hegten und pflegten, ist ein kräftiger Baum entstanden: ein Verein, der in 100 Jahren die Natur, die Kultur und die Gemeinde geprägt hat.“

Als Vorsitzender des Kreisverbands und Vize des Landesverbands blickte Jürgen Metzger auf eine lange Verbindung. So war Franz Reindl über viele Jahre Vorsitzender in Wilferdingen und dann im Kreis und brachte in dieser Zeit unter anderem die landesweite Fachwartausbildung und die Ortsverschönerung voran. Metzger überreichte den Vorsitzenden stellvertretend für den Verein die Goldmedaille des Landesverbands. Die höchste tragbare Auszeichnung des Landesverbands, den goldene Apfel mit Goldkranz, verlieh er dem Wilferdinger Ehrenvorsitzenden Bernd Gegenheimer, der unter anderem mit seinen Kenntnissen zur Apfelsortenbestimmung ein landesweit geschätzter Experte sei.

Zu Ehrenmitgliedern ernannte der OGV Wilferdingen Lore Müller und Reinhard Dittler, die sich seit Jahrzehnten unermüdlich mit Herzblut und Kreativität einbringen sowie Reinhard Engel und Walter Mehne, die sich seit über 30 Jahren im Vorstandsteam, darunter viele Jahre als Vorsitzende engagieren. Eine Sonderehrung bekam Rolf Seeger, der seit 65 Jahren dabei und damit das längste noch lebende Mitglied ist. Als 300. Mitglied begrüßte der Verein derweil Simone Schneider: „Ich kam Anfang des Jahres zum Winterschnittkurs und habe mich so über das gesellige Beisammensein gefreut, dass ich kurzerhand Mitglied wurde“, stellte sie begeistert fest.

Mit insgesamt 172 Preisen zeichnete der OGV im Rahmen des Blumenschmuckwettbewerbs die insektenfreundlichsten Vorgärten und Balkone in Wilferdingen aus – und dankte Reinhard Dittler, Edgar Kunzmann und Erika Bürk für ihren Gießdienst. 

jza