Leslie Summerfield brachte den Blues von der Weltstadt nach Remchingen
Remchingen hat den Blues – und das schon seit 50 Jahren: 1954 gründete Leslie Summerfield mit seinem Neffen Kuno Epple die Summerfield Bluesband. Der gebürtige Londoner lernte sechs Jahre zuvor Epples Tante Marlies kennen, die eine Au-pair-Zeit in England verbracht hatte. Sie heirateten und lebten zunächst im Londoner Stadtteil Cricklewood, bevor es das Paar zurück nach Singen zog.
„Das war schon eine enorme Umstellung für Leslie, von der Großstadt ins Kaff zu ziehen“, erinnert sich Epple humorvoll zurück. Mit im Gepäck hatte er den Blues, der seine Anfänge im späten 19. Jahrhundert in den amerikanischen Südstaaten hatte und in der Nachkriegszeit auch in Großbritannien als „Weißer Blues“ immer mehr Anklang fand. Summerfield, der viele Jahre im Pforzheimer Versandhaus Bader arbeitete, brachte sich das Musizieren als Autodidakt selbst bei. Mit Erfolg: Bald schon konnte er nicht nur Bass, Piano, Gitarre, Harp und Akkordeon spielen, sondern hatte auch ein gewisses Gesangstalent – noch dazu in der richtigen Sprache.
Den zündenden Funken gab 1969 ein Konzert von John Mayell in Karlsruhe, das er gemeinsam mit seinen Neffen Frank und Kuno besucht hatte. „Danach waren wir uns einig, eine eigene Bluesband zu gründen“, erinnert sich Epple zurück. Onkel Leslie brachte ihm das Bassspiel bei, Frank Epple spielte die Rhythmusgitarre und um die Drums kümmerte sich kurzerhand eine Rhythmusmaschine, bevor sich Stefan Leicht ans Schlagzeug setzte und Wolfgang Siebler die Lead-Gitarre übernahm. Nach ausreichend Übung gab die „Veilchenstreet Bluesband“ in Anlehnung an die Singener Veilchenstraße ihr erstes Konzert im Schützenhaus – zugunsten des örtlichen CVJM.
Die Umfirmierung erfolgte Anfang der Achtzigerjahre. Während die Band ihrer Heimatgemeinde stets die Treue hielt, folgten bald auch Auftritte in der „Kippe“ oder „Zwiebel“ in Karlsruhe, im „Hard Rock“ in Pfinztal oder beim Ellmendinger Wiesenfest. Die Bandbesetzung wechselte hier und da beruflich bedingt, doch eines blieb stets gleich: Die Freude an der gemeinsamen Bluesmusik. So stehen auch zum 50. Jubiläum der Band neben Manfred Rochel (Gesang und Rhythmus-Gitarre), Kuno Epple (Bass), Achim Classen (Saxophon), Frank Rabeler (Bluesharp), Jürgen Nitsche (Schlagzeug), Wolfgang Störzer (Klavier und Orgel) und Werner Günthner (Lead-Gitarre) einige alte und neue Weggefährten mit auf der Bühne: „Wer will, ist herzlich eingeladen, mitzuspielen“, freut sich Epple.
Auch wenn sein Onkel Leslie, der an seinem 90. Geburtstag noch selbst ein Ständchen mit seiner Band spielen durfte, nicht mehr dabei sein kann: Im Januar 2024 ist er im Alter von 92 Jahren verstorben. Sein musikalischer Spirit lebt weiter in der Band, die in diesem Jahr übrigens noch keine Probe hatte: „Nach so vielen Jahren funktioniert das über Zuruf oder Blickkontakt“, stellt Epple schmunzelnd fest. Die künstlerische Freiheit tut ihr Übriges.
Für das Konzert im Nöttinger Löwensaal am Samstag, 9. November, um 20 Uhr gibt es noch wenige Restkarten bei der Kulturhalle.
jza
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