Junge Musikstudenten treffen auf barocke Musik und klassische Instrumente
Zur zehnten Auflage der Remchinger Abendmusik hat Andreas Kammenos gleich ein ganzes Dutzend virtuoser Musikstudenten in der Singener Kreuzkirche versammelt. „Remchingen wurde ganz kurz zum Mittelpunkt der europäischen Barockmusik“, stellt er zu Beginn des Konzerts am Sonntagabend fest – gewiss mit einer großen Portion Humor, aber doch ohne zu viel zu versprechen. Schließlich hat der 20-Jährige, der mit 15 Jahren sein Blockflötenstudium an der Hochschule Karlsruhe begann und zwischenzeitlich auch ein Studium der Alten Musik in Lübeck absolviert hat, über mehrere Tage eine internationale Barockakademie im Singener Gemeindehaus einberufen. Eine Art Meisterkurs, bei dem Musikstudenten aus Deutschland, Frankreich, Österreich und England begleitet von Professoren der Karlsruher Musikhochschule, insbesondere aber im Austausch untereinander, noch immer dazulernen konnten.
Vom angenehmen Nebeneffekt profitierten nicht nur die Singener, die im Sonntagsgottesdienst erst-klassischen Kirchenliedern lauschen konnten, sondern auch die Besucher des Kammerkonzerts am Sonntagabend. Bei einer kurzweiligen Einführung konnten die Besucher mit Carina Mattes, Studentin in Augsburg, ins Innenleben eines in Remchingen gebauten Cembalos blicken und dem sogenannten Lautenzug lauschen, während ihnen Arnold Heuer, Student in Weimar, die Barockvioline näherbrachte. Diese war klassischerweise mit Darmsaiten irischer Schafe bespannt – und während der Seeblockade im Ersten Weltkrieg mit Stahlsaiten. Während die Haltung der Violine mitentscheidend für ihren Klang sei, habe es bei der Bauweise stets regionale und familiäre Unterschiede gegeben: „Die Entwicklung der Geige ist eine der interessantesten Kulturleistungen Europas“, verdeutlichte Heuer und freute sich über den Kurs in Remchingen, bei dem sich die Studenten bewusst nicht nur alten Tonsätzen widmeten, sondern auch relativ alte Instrumente verwendeten, „Da wir weder Tonaufnahmen noch durchgängig verlässliche Texte von damals haben, bleibt zu allem ein großer künstlerischer Freiraum für die Interpretation.“
Diesen nutzten die ambitionierten Studenten, die unter der Leitung von Andreas Kammenos mit tiefgründiger Musik und Texten zum Nachdenken den Bogen von Corelli über Telemann, Bach und Frank bis Buxtehude spannten, der im 17. Jahrhundert eng mit den Lübecker Abendmusiken verbunden war. Anknüpfend an die damaligen Konzertreihen war es auch Kammenos und seinen Geschwistern ein Anliegen, sowohl das erfahrenere als auch das neu interessierte Klassikpublikum zu verbinden und inmitten ihrer Abendmusiken für lebhafte Begegnungen junger Künstler mit Alter Musik zu sorgen. Der Humor darf dabei gewiss nicht fehlen – etwa in der von Camille Bougheraba brillant vorgetragenen Aria sopra La Bergamasca von Uccellini (1642), in der es heißt: „Kraut und Rüben haben mich vertrieben – hätt meine Mutter Fleisch gekocht, so wär ich da geblieben.“
jza
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