Geplante Windkraftanlagen im Buchwald erfahren immer stärkeren Gegenwind
So klar sich Patrick Schroth für erneuerbare Energien und durchaus auch für Windkraft in Remchingen aussprechen würde, so deutlich ist sein Nein zum geplanten Windpark des rheinhessischen Energieunternehmens JUWI mit drei Anlagen im Buchwald westlich von Wilferdingen und Singen. „Wir sind keineswegs gegen Windkraft, aber gegen diesen Standort, an dem eine Windindustrielandschaft aufgrund ihrer überproportionalen Ausmaße wie ein Denkmal über Remchingen, aber auch Kleinsteinbach und Mutschelbach thronen würde“, verdeutlicht Schroth, der zusammen mit Andreas Pausch, Boris Hoffmann und Dirk Bittighofer eine Initiative gegründet hat, um über die aus ihrer Sicht negativen Folgen zu informieren.
Die Ästhetik aufgrund der Nabenhöhe von 175 Metern und Gesamthöhe von über 260 Metern (fast so hoch wie der Münchner Olympiaturm) ist nur einer von vielen Punkten, die die Remchinger auf ihrer Internetseite „BuchwaldFreiVonWindkraft“ ausführlich aufbereitet haben. Rund 8.000 Flyer haben sie dazu in Briefkästen verteilt. Insbesondere geht es ihnen dabei um den Grund- und Trinkwasserschutz beim Aufbau, Betrieb und Rückbau – mindestens eine Anlage liegt im Wasserschutzgebiet –, um den Schutz seltener Arten entlang eines internationalen Wildtierkorridors, die Rodung von rund fünf Hektar Wald, den Abrieb von Mikroplastik in der Nähe von drei Sportstätten und des Freibads, um möglichen Schlagschatten, Schallimmissionen und eine Beeinflussung des Flugverkehrs aufgrund der Höhe. All diese negativen Auswirkungen sehen sie an diesem Standort besonders ausgeprägt, da er sich in vielen Punkten gerade an der Grenze zwischen bevorzugten und nicht geeigneten Gebieten befinde. „Die Anlagen werden zudem aufgrund ihrer Lage bei zu starkem oder zu schwachem Wind das Jahr über mehr stehen als laufen und sind laut dem uns vorliegenden Windatlas ungeeignet“, unterstreicht Bittighofer.
Insbesondere kritisieren die vier den mangelnden Informationsfluss und verstrichene Einspruchsfristen, bevor die Bürger sich umfassend hätten informieren können. Wie berichtet hatte der Remchinger Gemeinderat zwar vor wenigen Wochen mehrheitlich für einen Bürgerentscheid in Sachen Windkraft gestimmt – jedoch nur für das geplante Projekt der EnBW zwischen dem Nöttinger Ranntal und Kämpfelbach. Wie eine Informationsveranstaltung im Mai verdeutlichte, handelt es sich bei den von der JUWI projektierten Flächen im Buchwald um Staatswald, auf die die Gemeinde kaum einen Einfluss habe, wie Bürgermeisterin Julia Wieland (parteilos) unterstrich.
Während sich die Vertreter der Initiative von der Gemeinde zumindest eine Bürgerbefragung als Stimmungsbild im Buchwald wünschen würden, sehen sie insbesondere das Landratsamt als genehmigende Behörde und den Regionalverband bei der Ausweisung alternativer geeigneter Flächen in der Pflicht, das Ruder noch herumzureißen. Aktuell sind Gutachten am Laufen, mit einem konkreten Bauantrag könne im Frühjahr gerechnet werden.
„Anstatt Konfrontation suchen wir den Dialog und wollen möglichst viele Bürger informieren“, verdeutlicht Andreas Pausch. Die Gründung einer aktiven Bürgerinitiative oder eine Unterschriftensammlung sei aber nicht geplant. Dabei loben sie das offene Ohr der Remchinger Bürgermeisterin, die sich mit einigen Gemeinderäten bereits intensiv mit der Gruppe ausgetauscht hatte – auch vor Ort im Wald.
„Trotzdem sind uns im Staatswald weiterhin die Hände gebunden – auch wenn es schwer zu verstehen ist, da die Anlagen ja auf unserer Gemarkung stehen“, erklärte Wieland am Dienstag erneut auf Nachfrage. Anfangs habe sie noch an das Wegerecht als Einspruchsoption gedacht, dann aber erfahren, dass die Erschließung ebenso wie der Netzanschluss über Pfinztal erfolgen soll. Eine lose Bürgerbefragung sei zwar möglich, jedoch keineswegs rechtsbindend, sodass Kosten und Aufwand nicht in Relation zum Nutzen stünden.
Allerdings solle neben dem Ranntal auch der Buchwald Thema bei einem Mitte Januar geplanten Energiedialog für die Bürger sein. Die kritischen Punkte zum Wasser-, Gesundheits- und Naturschutz, die dort ausführlich erläutert werden, habe sie bei einer internen Konferenz im Landratsamt bereits vorgebracht – auch die JUWI habe dort einige Hausaufgaben mitbekommen. Sie blicke ebenso gespannt auf die weiteren Gutachten- und Genehmigungsprozesse: „Das Landratsamt muss letztlich die Anlagen genehmigen – sofern sie genehmigungsfähig sind.“
jza
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