Freude über eigenes Obst und Gemüse hält bis heute an

Das Leben auf dem Land war mehr von Muskelkraft als von Maschinen geprägt, die Elektrizität hatte erst die ersten Haushalte von Singen erreicht und Nahrungsmittel waren in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg knapp, als am 24. August 1924, einem Sonntag, 34 Bürger im Gasthaus Adler den Singener Obstbauverein gründeten.

Sowohl zur Selbstversorgung als auch für den Handel kam dem Obstbau damals eine entscheidende Rolle zu – oft jedoch mangelte es an der Zeit und nötigen Kenntnis zur richtigen Baumpflege. Die Erträge zu steigern und sich gemeinsam Wissen und Gerätschaften zur richtigen Baumpflege anzueignen war laut Chronik das zentrale Ziel der damaligen Vereinsgründung.

„Gab es vor 100 Jahren den einen gewichtigen Grund, so sind es heute gefühlt 100 Gründe, warum ein Verein wie unserer für die Gemeinschaft so wichtig ist“, verdeutlicht Ralf Rothweiler, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Singen, der am kommenden Sonntag sein großes Jubiläum in der Kulturhalle feiert – ebenso wie in diesem Jahr einige andere OGV-Ortsvereine und der Kreisverband.

Mit über 300 Mitgliedern erfreut sich der Singener Verein wachsender Beliebtheit. Regelmäßige gesellige Informationsabende in der Vereinshütte auf dem Hänlesberg Richtung Hegenachgebiet stehen im Jahresprogramm ebenso hoch im Kurs wie Schnittkurse, Pflanzentauschbösen, das Sommerfest im Grünen samt Teichbar, ein Jahresausflug oder Gartenstammtische.

Die Themen reichen vom Sensendengeln bis zur Pflanzenkohle, vom Bierbrauen bis zu Insektenhotels. Oftmals seien aber auch einfach das Zusammensitzen und die Geselligkeit gefragt: „Während man früher sein Standardprogramm hatte, gilt es heute, breit aufgestellt zu sein.

Randthemen gewinnen immer mehr an Interesse – die wenigsten sind noch Mitglied, um zu lernen, wie man einen Apfel vor Schorf schützt“, berichtet Rothweiler, während er mit seinem Stellvertreter Uli Kirchenbauer und der Ehrenvorsitzenden Gretel Flinspach durch den naturnah bewirtschafteten Lehrgarten streift. Dieser zeigt das stetige Wachstum des Vereins über Generationen – bis zu der vor wenigen Monaten abgeschlossenen großzügigen Erweiterung und Modernisierung des Vereinsheims: „Dabei ist ein Verein immer nur so stark wie das Engagement seiner Mitglieder.“

Auch wenn es immer schwieriger sei, Ehrenamtliche für regelmäßige Aufgaben zu gewinnen, fehlt es dem Verein nicht an Nachwuchs – maßgeblich dazu beigetragen haben die 1998 erstmals im Rahmen der Ferienspiele zusammengetroffenen Gartenkinder, die sich 2006 zur festen Gruppe etablierten: mit eigenen Gemüse- und Blumenbeeten, Besuchen bei Landwirten oder Wettbewerben mit anderen Vereinen und Aktionen bis auf Kreis- und Landesebene.

Die Vernetzung schätzen auch Gretel Flinsbach und Uli Kirchenbauer an ihrem Verein. So darf die OGV-Blumentombola auf keinem Singener Straßenfest fehlen, während die Mitglieder mit Blumenkästen das Ortsbild verschönern und die Vereinsjury jährlich einen Blumenschmuckwettbewerb auslobt.

Auch regelmäßige Beiträge in Sozialen Medien und ein Newsletter gehören zum Angebot. „Trotzdem wird es auch zukünftig unsere Hauptaufgabe sein, die Vereinsarbeit in jüngere Hände zu legen und uns neben den immer breiteren Angeboten auch weiter um den fachlichen Obst- und Gartenbau zu kümmern“, blickt Rothweiler nach vorne.

Mit der landesweiten Förderung eines fachgerechten Streuobst-Baumschnitts sei hier ein wichtiger Anreiz geschaffen worden, dass sich die jüngeren Generationen wieder um so manch vernachlässigte Obstwiese kümmern. Schließlich schmecke früher wie heute das Obst und Gemüse aus eigener Erzeugung umso besser.

Sein Jubiläum feiert der OGV Singen am Wochenende mit der ganzen Bevölkerung in der Kulturhalle. Dort gibt es eine große Ausstellung zur Vereinsgeschichte und den heutigen Aktivitäten.

Am Samstag, 24. August, beginnt der Verein um 17.30 Uhr sein Festbankett samt Buffet. Ab 19.30 Uhr gibt es Grußworte, Ehrungen und ein buntes Unterhaltungsprogramm auf der Bühne. Am Sonntag, 25. August, eröffnet um 10 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst das Programm, ab 12 Uhr gibt es Mittagessen und anschließend Kaffee und Kuchen sowie ein Kinderprogramm. Um 14 Uhr folgt der offizielle Teil mit weiteren Ehrungen sowie der Preisverleihung des Gartenwettbewerbs.   

 

Meilensteine:

  • 24.08.1924 Gründung des „Obstbauvereins“ Singen mit dem Vorsitzenden Friedrich Ebel
  • 1929 Umbenennung in „Obst- und Gartenbauverein“ Singen und Aufnahme von weiteren 40 Marktfahrern aus Singen, die den Pforzheimer Wochenmarkt mit Obst und Gemüse beschicken 
  • 1976  Einweihung des Vereinsgartens im Gewann Hänslesberg, zuvor Kauf des Grundstücks von der Gemeinde und Errichtung der ersten Hütte
  • 2006 Gründung der „Gartenkinder“ als Kinder- und Jugendabteilung
  • 2014 Online-Schaltung der Homepage www.ogv-singen.de
  • 2021 Baubeginn zur Erweiterung des Vereinsheims


jza

Über die Früchte der Vereinsarbeit des OGV Singen freuen sich der Vorsitzende Ralf Rothweiler (rechts), sein Stellvertreter Uli Kirchenbauer und die Ehrenvorsitzende Gretel Flinsbach. (Foto: Zachmann)
Über die Früchte der Vereinsarbeit des OGV Singen freuen sich der Vorsitzende Ralf Rothweiler (links), sein Stellvertreter Uli Kirchenbauer und die Ehrenvorsitzende Gretel Flinsbach. (Foto: Zachmann)
Die Verwaltung des OGV Singen im Jubiläumsjahr – hinten von links: Josef Lofent, Manuel Dennig, Frank Berger, Hans-Peter Jantschik, Ulrich Kirchenbauer, Jürgen Heck, Ralf Rothweiler, Reiner Lentz, Bergit Kuhn; vorne: Jörg Baginski, Erwin Dennig, Gretel Flinsbach, Bärbel Noe, Jenny Unger. (Foto: Alexander Zachmann)
Der OGV Singen mit einem Festgespann bei der 1200-Jahr-Feier von Singen im Jahr 1969. (Foto: OGV Singen)
Aufbau der ersten Vereinshütte am Hänselberg im Jahr 1974. (Foto: OGV Singen)
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