„Das ist wie Rock am Ring fürs Dorf“
Was zunächst erschreckend klingt, war für viele Fans am Samstagabend ein einmaliges Erlebnis: Inmitten des „Schockvember“-Festivals konnten sie Phil Campbell, den Gitarristen der 2015 aufgelösten britischen Metal-Band Motörhead, in der Remchinger Kulturhalle hautnah erleben. Zusammen mit seinen drei Söhnen Todd (Gitarre), Tyla (Bass) und Dane (Schlagzeug) sowie Frontsänger Joel Peters hat der 63-Jährige aus Wales die Hard-Rock-Band Phil Campbell and the Bastard Sons gegründet. Die Band legte zwischen ihren Shows am Freitag in Paris und am Sonntag in Zürich einen Zwischenstopp in der Region ein.
Zu verdanken haben die rund 300 Besucher den ausgelassenen Abend mit jeder Menge Gelegenheiten, die Hände in die Luft zu reißen und wild den Kopf zu schütteln dem Organisator Patrick Hendo aus Eisingen. Hendo, der als Sicherheitschef bei Konzerten normalerweise in den Bühnengräben, an den Eingängen oder hinter den Bühnen für Sicherheit sorgt, wollte seine Leidenschaft zur Musik mit vielen anderen teilen und ihnen ein Festival ermöglichen, bei dem man Bands aus nächster Nähe sehen und „große Künstler im kleinen Rahmen“ erleben kann. So konnte er die Geschäftsführer seiner in der Region ansässigen Sicherheitsfirma schnell überzeugen, Veranstalter des Festivals zu werden. Auch wenn es ganz und gar nicht einfach gewesen sei, Campbell, der zusammen mit dem Motörhead-Sänger Lemmy Kilmister alle großen Hits der Band komponiert und geschrieben hatte und mit ihm bis zu dessen Tod 2015 eng verbunden war, in die Region zu holen.
Doch nicht nur die: Die Gothrocker der oberbayrischen Band Lacrimas Profundere (lateinisch: „Tränen vergießen“), die normalerweise auf großen Festivalbühnen zu sehen sind, sorgten für ordentlich Stimmung beim Publikum, in das Frontsänger Julian Larre zum Abschluss abtauchte. Den stimmungsvollen Rahmen bildeten die Rockband „Mother of Loudness“ und schließlich die Deutschrock-Band Donnerbalken, beide aus dem Enzkreis.
„Das ist wie Rock am Ring fürs Dorf“, freute sich Tobias Farr aus Darmsbach zusammen mit seinem Freund Florian Stächele, „Toll, dass es so etwas auch bei uns gibt, nachdem dieses Musikgenre der Region ein wenig fehlt.“ Nach Rammstein und Iron Maiden warte Stächele jetzt nur noch auf die Stones. Klaus Fabry aus dem Kreis Ludwigsburg bleibt derweil seiner Lieblingsband Motörhead und ihren noch lebenden Künstlern treu: Insgesamt 400 Mal habe er sie in seinem Leben schon erlebt – und sei ihnen im Rahmen einer besonderen Leidenschaft seit 1986 fast überall hinterhergereist. Diesmal freute er sich über den relativ kurzen Weg nach Remchingen und die stimmige, fast familiäre Atmosphäre: „So ist jede Show aufs Neue etwas ganz Besonderes.“ Das empfand auch Campbell: „I now I will have fun with you tonight”, grüßte er das Publikum von der Bühne. Während er die sonstigen Worte seinem Frontman Joel Peters überlies, sparte er mit wechselnden Gitarren nicht an seinen unverkennbaren Soloeinlagen – ob zu Motörhead-Klassikern wie „Going to Brazil“ und „Born to Raise Hell“ oder eigenen Kompositionen des rockigen Familienprojekts der Campbells.
jza
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