Aufwändige Sanierung schafft neue Lernräume für den Sperlingshof
Ein Traum wird weiter Wirklichkeit: Ein eindrucksvolles Bild vom Baufortschritt bot das „Dachdrauf“-Fest des Heilpädagogischen Kinder- und Jugendhilfezentrums Sperlingshof in Remchingen. Wie berichtet hatte der Trägerverein, die Evangelisch-Lutherische Kinderfreundgesellschaft, im März den Spatenstich zur umfassenden Sanierung und Erweiterung des „Alten Sperlingshofs“ gewagt. Für 4,9 Millionen Euro soll das Projekt „Lernen braucht T-Räume“ insbesondere dringend benötigte Fachräume für die hofeigene Schule schaffen, in denen die Schüler künftig lernen, werken, musizieren, Sport machen und sich bewegen können. Ein Umzug der Verwaltung in den sanierten „Alten Sperlingshof“ soll neue Kapazitäten schaffen, ebenso wie neue Räume im Anbau an das denkmalgeschützte Gebäude. Die Fertigstellung ist zum Frühjahr 2026 geplant.
Der Vorsitzende des Trägervereins Manfred Beck blickte auf die bewegte Geschichte des 1737 von Albert Sperl erbauten Gebäudes zurück, das neben Landwirtschaft und Wohnraum zeitweise eine Gaststätte und eine Geldwäscherei beherbergte, bevor 1922 ein Waisenheim gegründet wurde. Der Umbau brachte Architekt Peter Schaller zufolge neben drei mutmaßlichen Mauersteinen des alten Klosters einen nicht verfüllten Brunnenschacht und verrußte Decken an der früheren Kochstelle mit offenem Feuer zu Tage. Mit dem in den Siebzigerjahren begonnenen Bau von sieben umliegenden Wohngebäuden für die 50 betreuten Jungs wurde der „Alte Sperlingshof“ seit 2000 mehr und mehr zur Lagerstätte und Werkstatt.
Wie sehr der Zahn der Zeit an der Statik nagte, zeigte Zimmermeister und Restaurator Thomas Kern: Das Tragwerk begann, durchzuhängen, einige Wände auf verfaulten Holzbalken hatten sich im Lauf der Jahrhunderte über 20 Zentimeter gesetzt. Mithilfe einer aufwändigen hydraulischen Anhebung des gesamten Gebäudes brachten die Handwerker alles wieder ins Lot und sorgten dafür, dass so viel wie möglich der Fachwerksubstanz und des alten Flairs erhalten bleibt – auch die Form der ecken- und kantenreichen Dachkonstruktion samt Türmchen, dessen historische Glocke Beck wieder ausfindig machen konnte.
Zur Anpassung der Raumhöhe legten die Handwerker den Keller einen Meter tiefer. Die Sanierung geschieht in Einklang mit modernen Elementen des Anbaus, kompletter Barrierefreiheit dank Fahrstuhl und energetischer Wärmedämmung. Vorausgegangen waren intensive Gutachten im Jahr 2017: „Wir wollten mit dem Umbau kein unkontrollierbares finanzielles Fiasko riskieren – sämtliche Vorplanungen haben sich gelohnt“, unterstrich Beck und dankte den anwesenden Handwerksbetrieben, die allesamt aus der näheren Umgebung kommen.
Unter Schirmherrschaft von Landrat Bastian Rosenau und Bürgermeisterin Julia Wieland hat sich der Sperlingshof das Spendenziel einer Million Euro gesetzt – drei Viertel davon sind bisher erreicht. Die Gemeinde hatte einen Zuschuss von 140.000 Euro zugesagt. Bewusst hatte der Sperlingshof anstatt zu einem Richtfest zum „Dachdrauf“-Fest eingeladen, wie Geschäftsführer Raimund Schmidt verdeutlichte: „Einerseits, weil der Dachstuhl nicht komplett erneuert wurde, aber vielmehr, weil das Dach über dem Kopf schon vor über 100 Jahren das Sperlingshof-Logo prägte.“
jza
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